Wer den Bericht im RGA vom 10.01.2006 gelesen hat, ist sicher auf einen bekannten Namen gestoßen: Sandra Weidlich kennen wir normalerweise nur mit Flossen und Maske. Dass sie auch mit Papier und Kuli umgehen kann, hat sie mit diesem Artikel bewiesen.

Vielen Dank, dass wir ihn hier veröffentlichen dürfen.

Apnoetauchen (Apnoe: gr. Atemstillstand) nimmt in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit zu.

Man versteht unter Apnoetauchen, oder auch Freitauchen genannt, das Tauchen ohne Pressluft. Es gibt unterschiedliche Disziplinen wie Zeit-, Strecken- und Tieftauchen(mit und ohne Flossen), an verschiedenen Orten (im See, im Meer). Es gibt verschiedene Organisationen, z. B. die „Association Internationale pour le Développement de l’ Apnée“ (AIDA), „Internationale Association of Free Divers“ (IAFD), und natürlich – den größten und bekanntesten – den „Verband deutscher Sporttaucher“ (VDST). Der VDST unterscheidet sich insofern von den anderen Organisationen, da er gemeinsam mit dem CMAS-Germany Apnoe- Tauchlehrer ausbildet und regelmäßig Apnoeseminare anbietet. Außerdem hat der VDST Ausbildungs – und Sicherheitsrichtlinien für das Apnoetauchen festgelegt. Es gelten: Streckentauchen max. 75m, Tieftauchen max. 25m und Zeittauchen max. 3min). Frank Schulz und Klaus Dahlmann sind Trainer und Ausbilder beim Apnoe Tauch- Club ‚Fin and Fun’ in Wuppertal (Training jeden Mittwoch in der Wuppertaler Schwimmoper). Wie die meisten kamen auch sie auf diese Sportart durch das Gerätetauchen. In vielen Fällen wird in anderen Tauchclubs ebenfalls Apnoetauchen oder Schnorcheltraining angeboten. „Als das Training nicht mehr wie früher von der Tauchschule angeboten wurde, waren aber über 30 Interessenten da, die irgendwie weiter trainierten wollten. Und zack, da war der Verein gegründet“, so Frank Schulz. „Ich halte Apnoetauchen nicht so gefährlich wie das Gerätetauchen. Beim Gerätetauchen wirkt sich der hohe Druck in der ungewohnten Umgebung wesentlich länger aus. Die Folge ist, dass sich die Gase, hauptsächlich Stickstoff, im Körper vermehrt einlagert. Das nennt man dann „Aufsättigung“. Wenn ich dann schnell auftauche, bilden sich Gasbläschen im Blut, die zu einer Verstopfung der Blutgefäße führen können. Hier gibt es also noch mehr Spielregeln, die man beachtet werden müssen, als beim Apnoetauchen. Außerdem sind die Zeichen des Körpers, dass man zu tief oder zu lange taucht, nicht so stark bemerkbar, wie beim Freitauchen. Beim Gerätetauchen können auch Probleme in der Ausrüstung auftreten, was ich nicht habe, wenn ich nur mit Tauchermaske, Schnorchel und Flossen im Wasser bin. Die Taucher sprechen hier von der „ABC“ – Ausrüstung“!

Dies gilt aber nur, wenn man sich an die Richtlinien des VDST hält. Benjamin Franz – einer der bekanntesten Apnoetaucher Deutschlands – der fünf Weltrekorde und zwei Rekorde im Guinnessbuch der Rekorde stehen hat, erlitt am 21. Juli 2002 einen Schlaganfall. Dies geschah während seinem tiefsten Tauchgang der Vorbereitung zu einem Weltrekordversuch (137m). Er rät allen davon ab, ebenfalls so tief zu tauchen, obwohl er weiß, dass man, wenn man jung und körperlich fit ist, sich nicht davon abhalten lässt. Weiter rät er jedem, dass man, wenn man in solchen Tiefen taucht, alle möglichen Vorbereitungen zur Sicherheit treffen solle. Wenn man aber nicht in solchen Tiefen taucht, sondern sich an die Vorgaben des VDST hält, hat das Tieftauchen keine Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Zeittauchen hat im normalen Bereich auch keine Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Nach der Meinung von Frank Schulz ist Apnoetauchen nicht so beliebt, weil der Spaß daran schwer zu vermitteln sei. „Wer hält den schon gerne längerer Zeit die Luft an und hat daran auch noch Spaß? Dann treten oder schlagen die Meisten doch lieber gegen Bälle“ Das sei auch nicht so aufwändig von dem Equipment, wie das Tauchen und das Erfolgserlebnis stellt sich bei anderen Sportarten viel schneller ein. Ihn fasziniert, dass er den meisten Spaß hat und die besten Leistungen erreichen kann, wenn er entspannt ist, an nichts denken muss und einfach durch’ s Wasser gleiten kann. Er hat festgestellt, dass er mittlerweile das Training braucht, weil es eine gute Stressbewältigung für ihn ist. Er kann mit der Apnoetaucherei auch besser seine Psyche und seinen Körper kennen lernen. Man habe immer wieder die Chance, seine körperlichen und psychischen Grenzen zu testen. Was so schön an Apnoetauchen ist, beschreibt auch der ehemalige Extremtaucher Benjamin Franz: „Man ist total entspannt und man bekommt in bestimmten Tiefen einen Tiefenrausch. Man hat in solchen Tiefen, wie ich es war, keinen Atemreiz. Man denkt, man könne immer da unten bleiben, was natürlich nicht geht, was ich aber gerne können würde. Es ist ein richtiges Glücksgefühl. Wunderbar!“

Auf die Frage, wieso Apnoe – oder Freitauchen nicht so bekannt sei, hat Frank S. auch keine genaue Antwort: „Wenn ich das wüsste… Mein Sohn hat es auch mal eine Zeit lang gemacht. Dann ist er zum Triathlon gewechselt und spielt jetzt Hockey. Das hängt wohl von den Interessen der Freunde ab, die man so hat. Um dagegen etwas zu unternehmen, solle man vor allem mit Jugendlichen reden und, wenn einer neugierig ist,  zum Probetraining einladen. Wer dann erst einmal vom Tauch – oder Freitauchvirus befallen ist, der kommt da so schnell nicht mehr von los. Entspannung und Spaß im und unter Wasser, das ist es, was in den Tauchvereinen mit Apnoeausbildung vermittelt wird…und vielleicht habe ich mit meinem Artikel ja den einen oder anderen neugierig gemacht?!

Bericht von: Sandra Weidlich

Die Facetten des Tauchsports