Benjamin Franz, der 1990 mit dem Apnoetauchen anfing und bis zum Jahr 2002 fünf Welt- und zwei Guinnessrekorde aufstellte, erlitt am 21 Juli 2002 bei einem Trainingstauchgang einen Schlaganfall.
Was war der genaue Grund, warum sie mit Apnoe anfingen?
Ich war schon immer gerne im Wasser und irgendwann kam es dann dazu, dass ich mit einer ganz normalen Schwimmbrille unter Wasser getaucht bin und das hat mich voll fasziniert! Ich fand das voll schön und im Jahr 1998 habe ich zum ersten Mal den Film „Im Rausch der Tiefe“ gesehen und da dachte ich, dass es unmöglich ist, dass Menschen so tief tauchen können.
Was fasziniert sie so an Apnoe?
So wie in den Film fand ich diese Rekordjagd total spannend. Und auch das Menschen so tief tauchen können. Und das Gefühl, dass man in solchen Tiefen hat.
Beschreiben sie das Gefühl!
Man ist total entspannend und man bekommt in bestimmten Tiefen einen Tiefenrausch. Man hat in solchen Tiefen, wie ich es war, keinen Atemreiz, da die Lunge so sehr komprimiert wird. Man denkt, man könne immer da unten bleiben, was natürlich nicht geht, was ich aber gerne können würde. Es ist ein richtiges Glücksgefühl.
Was war der Grund, wieso sie sich Association Internationale pour le Développement de l’ Apnée(AIDA) anschlossen und nicht dem Verbandes Deutscher Sporttaucher(VDST)?
Ich bin in beiden Vereinen, hielt mich aber nicht an die Regeln des VDST(3min Zeittauchen, 75m Streckentauchen, 25m Tieftauchen), weil ich ehrgeizig bin und an Wettkämpfen teilnehmen wollte.
Wie tief sind sie getaucht und was war das für ein Gefühl?
Ich war auf 137m Tiefe, das war der Tauchgang, wo ich meinen Unfall hatte, es war ein ganz normaler Trainingstauchgang, er war schön wie jeder Tauchgang.
Was haben sie gedacht, als sie auftauchten und weder sprechen noch ihren kompletten Körper gefühlt haben?
Für solche Fälle gibt es die Sicherungstaucher, denen man voll und ganz vertrauen muss, denn in solchen Situationen, weißt du gar nicht, was los ist und schon gar nicht, was du tun sollst. Ich dachte, es wäre ein ganz normaler Tauchunfall.
Was war ihr erster Gedanke, sie als sie von den Ärzten die Diagnose bekamen: Schlaganfall?
Ich wusste zuerst gar nicht was das heißt. Ich war zwar Hochleistungssportler, aber mit so etwas wie Schlaganfälle hatte ich mich nie beschäftigt. Erst als sie mir das erklärten, wusste ich was das hießen würde. Ich dachte aber trotzdem noch, dass dies durch ein Aufenthalte in einer Druckkammer behebt werden könnte, was aber leider nicht funktionierte.
Bereuen sie es, dass sie jemals mit Apnoe angefangen haben?
Nein, ganz im Gegenteil. Es war zwar oft schwer und hart aber es war eine sehr schöne Zeit.
Dürfen sie wieder solche Tiefen tauchen?
Ich darf kein Flaschentauchen mehr machen, aber ein bisschen Apnoe ist schon okay. Ich darf aber nicht mehr in solchen Tiefen wie früher tauchen, aber ich will das auch gar nicht mehr. Die Tiefenjagd reizt mich auch nicht mehr. Körperlich ist es mir auch gar nicht möglich so tief zu tauchen, weil ich von dem Schlagabfall immer noch Folgen habe.
Würden sie anderen raten, auch so tief oder noch tiefer als sie zu tauchen?
Ich würde natürlich jedem davon abraten noch mal so tief zu tauchen. Ich weiß aber, dass wenn man jung und ehrgeizig ist, so wie ich es war, und wenn man körperlich fit ist, sich nicht davon abraten lässt. So würde ich jedem raten, der es trotzdem tut, alle möglichen Vorbereitungen zur Sicherheit zu treffen.
Sie haben ja nach dem Schlaganfall noch mal an einem Marathon teilgenommen. Warum?
Ich war sechs Monate im Rollstuhl. Die Ärzte hatten mir ja am Anfang nicht so rosige Aussagen gegeben. Es war nicht einmal klar, ob ich jemals den Rollstuhl verlassen würde. Und keiner hätte Gedacht, dass ich jemals an so etwas wie einen Marathon teilnehmen würde. Das Laufen war eine Therapie, die sehr gut angeschlagen hat. Ich brauche ein Ziel um so etwas durchzuhalten und der Marathon war mein Ziel! Ich konnte zwar nicht richtig laufen, aber den Marathon über habe ich getrabt, und wenigstens habe ich durchgehalten!
Wie hat sich ihr leben verändert?
Früher, als Hochleistungssportler war es sehr aufregend. Ich habe viele Prominente Personen getroffen, wie die Personen aus dem Film „Im Rausch der Tiefe“ und meine Idole. Jetzt bin ich nicht mehr so sportlich aktiv wie früher. Ich habe mich wieder mit dem Fotografieren angefangen und hoffe, dass ich damit beruflich Fuß fasse.
Interview von:
Sandra Weidlich